IC und HPM wachsen zusammen
IC Immobilien lässt sich mit der vollständigen Übernahme von HIH Property Management Zeit. Das soll unter anderem den Mitarbeitern die Umstellung erleichtern. Auch sonst setzen die Geschäftsführer Markus Reinert und André Vollbach auf langsames Wachstum.
Von Florian Hartmüller
Immobilien Zeitung 15/2022 vom 14.4.2022
„Hier haben sich nach langer Zeit zwei Wunschpartner gefunden“, erklärt Markus Reinert. Er ist seit 2015 CEO der IC Immobilien Holding und seit wenigen Monaten außerdem neben André Vollbach Geschäftsführer von HIH Property Management. Im vergangenen Jahr hatte IC von HIH Real Estate 51% der Anteile von HPM übernommen. Die restlichen 49% sollen voraussichtlich 2023 folgen. Bis dahin agiert HPM als Joint Venture.
„Wir waren oft Wettbewerber, die strategische Ausrichtung war in den vergangenen Jahren deckungsgleich“, erklärt Reinert. Durch das Bündeln von Ressourcen und Finanzkraft sei es nun unter anderem einfacher, Investitionsanforderungen zu stemmen. Der Zusammenschluss sei aber „nicht nur ein guter Schritt für uns, sondern auch für den Markt.“ Zusammen verfügen IC und HPM über rund 500 Mitarbeiter, die Assets under Management zwischen 23 Mrd. und 24 Mrd. Euro verwalten. Dabei geht es um mehr als 800 Objekte mit insgesamt rund 9 Mio. qm Mietfläche. Dazu steuern beide Unternehmen jeweils etwa die Hälfte bei. Das Joint Venture gehört damit laut Reinert zu den drei größten Property-Management-Anbietern in Deutschland. „Höchste Priorität“ habe jedoch die Qualität, nicht die Größe. „Wir denken bodenständig.“ Ziel sei es, stetig und langfristig zu wachsen und punktuell neue Kunden dazuzunehmen.
Der größte Kunde von HPM ist mit rund 60% der Aufträge HIH Real Estate, wie Vollbach erklärt. Auch nach der vollständigen Übernahme durch IC sollen die entsprechenden Aufträge weitergeführt werden. Die restlichen 40% entfallen unter anderem auf Generali und Real I.S.
IC versteht sich laut Reinert als „Full Service Provider“ mit dem Kerngeschäft Property-Management. In diesem Geschäftsfeld war das Unternehmen bisher als reiner Drittmanager aktiv, zu jeweils etwa 50% für deutsche und für internationale Kunden. Zu den Auftraggebern gehören etwa Amundi Asset Management, für das IC in Deutschland 20 Objekte betreut, sowie Meag und Wealthcap. Die komplette Leistungspalette von IC, zu der etwa auch Asset-Management, Vermietungsmanagement und Projektsteuerung gehören, soll künftig auch den Auftraggebern von HPM angeboten werden.
Das Jahr 2022 wollen die beiden Unternehmen Reinert zufolge nutzen, um sich mit allen mit der Übernahme zusammenhängenden Themen gemeinsam auseinanderzusetzen. Zur Gesamtzahl der Mitarbeiter steuern beide „relativ paritätisch“ jeweils etwa 250 bei. Zwar befassen sich bei IC nur rund 130 Beschäftigte mit dem Property-Management im engeren Sinne. Manche Strukturen bestehen aber für einige Monate parallel.
„Wir wollen die Motivation der Teams erhalten und keine Unruhe in den Unternehmen stiften“, erklärt Reinert. Die ersten Monate hätten gezeigt, „dass wir mehr als die richtige Entscheidung getroffen haben“. So habe es in dieser Zeit kaum Fluktuation gegeben. Gerade angesichts des herrschenden Fachkräftemangels soll auch niemand entlassen werden. „Wir haben nicht die Absicht, einen einzigen Mitarbeiter zu verlieren.“ Im ersten Quartal 2022 hat IC dagegen zehn Leute eingestellt, bei HPM waren es sogar 15, wie Vollbach ergänzt. Weitere Mitarbeiter werden gesucht.
Das Joint Venture verfügt über acht Standorte in den deutschen A-Städten sowie in Chemnitz. In der früheren Karl-Marx-Stadt war vor dem Zusammenschluss nur IC Immobilien, das von dort einen großen Teil des ostdeutschen Marktes betreute, mit 25 Mitarbeitern ansässig. HPM steuerte dafür eine Niederlassung in Köln bei. Voraussichtlich 2023 sollen die anderen, momentan noch doppelt vorhandenen Standorte zusammengelegt werden. Bis dahin soll analysiert werden, wie sich alles am besten neu organisieren lässt. Ein wichtiger Bereich, in dem sich Reinert durch die Übernahme weitere Fortschritte erhofft, ist das Thema ESG. „In rund 50 Objekten von HIH Real Estate läuft gerade ein Pilotprojekt“, erklärt Vollbach. Dort wurden Smart-Meter-fähige Gas- und Stromzähler eingebaut, die nicht nur den Verbrauch erfassen, sondern die Daten auch digital weiterleiten. Die entsprechende Technik soll perspektivisch auch in anderen von dem Joint Venture betreuten Objekten zum Einsatz kommen.
Auch abseits der Übernahme gab es bei IC in den vergangenen Monaten Neuerungen. So besteht etwa seit März 2021 eine strategische Zusammenarbeit mit Cushman & Wakefield (C&W). Damit möchte Reinert auf die „hohe Nachfrage“ nach Property- und Asset-Management durch internationale Investoren eingehen. Diese wünschten sich oft einen Anbieter für ein Portfolio, das Objekte in mehreren Ländern umfasst.
Idee hinter der Partnerschaft ist, dass Cushman & Wakefield im Rahmen des Tenderverfahrens angesprochen wird und IC dann das Management des deutschen Anteils übernimmt. „Die Nagelprobe haben wir bestanden“, sagt Reinert. So gebe es bereits zwei Aufträge von „bekannten internationalen Gesellschaften“. Bei einem davon geht es um 50 Objekte einer Versicherungsgesellschaft. Davon befinden sich 40 in Spanien und den Niederlanden sowie zehn in Deutschland. Cushman & Wakefield kümmern sich dabei um die Objekte im Ausland, IC um die in der Bundesrepublik. Bei dem zweiten Auftrag entfallen zwei Objekte auf Deutschland.
Bisher verwaltet IC ausschließlich Objekte im Inland, Reinert überlegt jedoch „den Schritt über die Grenze zu wagen“. Falls es dazu kommt, werden es Objekte im DACHRaum sein und dabei voraussichtlich zunächst eher in der Schweiz als in Österreich. Mit einer Übernahme entsprechender Aufträge durch IC ist laut dem CEO aber frühestens 2023 zu rechnen. Auch in Bezug auf ein anderes Thema blickt Reinert über die Grenzen. So erwartet er durch die Folgen des Ukraine-Kriegs bei den Neuvermietungen einen Rückgang des Geschäfts. „Wir werden uns auf eher schwierige Jahre einstellen müssen.“ In Krisen seien jedoch auch die Anforderungen von Investorenseite an das Property- und das Asset-Management höher. Dann gehe es darum, stärker einzugreifen und zu versuchen, Werte zu erhalten und gegebenenfalls zu steigern. Auf diesem Feld rechnet Reinert daher mit einem „eher positiv treibenden Effekt“.